Book Vernissage "Das Antiquariat Ribaux im Paracelusgässlein in St. Gallen"

Book vernissage (in English)

On December 4, 2014, the book launch of the following title took place: "Das Antiquariat Ribaux im Paracelusgässlein in St. Gallen" by Brigitte Schuster; with texts by Louis Ribaux; 28 pp, illustrated, VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen, German, 13.6 x 21.4 cm, ISBN 978-3-7291-1142-4, CHF 19.50 / EUR 13.00.

Elderly man surrounded by bookshelves and books

Louis Ribaux durchforstet Papiertüten mit ‹neuen› gebrauchten Büchern, die ihm Kunden vorbeigebracht haben.

The VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen (VGS Publishing Cooperative St. Gallen) had organised an event at Festsaal St. Katharinen, St. Gallen, which was at the same time a celebration for Louis Ribaux. Hans Peter Spoerri welcomed and moderated throughout the night, Brigitte Schuster talked about the project, and Jost Hochuli did a retrospective on Louis Ribaux. Eventually, Louis Ribaux had his thoughts and speech typed on paper, which was voiced by a VGS member. Ruth Bischofsberger accompanied the evening musically with transverse flutes – in a lovely and entertaining way. The speeches where followed by an aperitif.

Brigitte Schuster, typographer and author, portrayed the bookseller and antiquarian Louis Ribaux (*1930) in the midst of his realm, where he also has his say."The store combines his lifetime and undiminished lasting passion for books and everything related to it", she writes in her introduction.

Buchvernissage (auf Deutsch)

Am 4. Dezember 2014 fand die Buchpräsentation des folgenden Titels statt: "Das Antiquariat Ribaux im Paracelusgässlein in St. Gallen" von Brigitte Schuster; mit Texten von Louis Ribaux; 28 Seiten, illustriert, VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen, Deutsch, 13.6 x 21.4 cm, ISBN 978-3-7291-1142-4, CHF 19.50 / EUR 13.00.

Die VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen organisierte eine Veranstaltung im Festsaal St. Katharinen, St. Gallen, die gleichzeitig ein Fest für Louis Ribaux war. Hans Peter Spoerri hiess die Gäste willkommen und moderierte durch den Abend. Dann folgten Brigitte Schusters Worte zum Projekt. Jost Hochuli gab einen Rückblick auf Louis Ribaux. Am Schluss äusserte sich Louis Ribaux selbst, obwohl seine Gedanken, die auf Papier getippt waren, von einem Mitglied der VGS vorgetragen wurden, um gut verstanden zu werden. Ruth Bischofberger umrahmte den Abend musikalisch mit Querflöten – auf eine schöne und unterhaltsame Weise. Die Reden waren vom anschliessenden Apéro gefolgt.

Brigitte Schuster, Typografin und Buchautorin, porträtierte den Buchhändler und Antiquar Louis Ribaux (*1930) inmitten seines Reiches und lies ihn selber zu Worte kommen. "Der Laden vereint seine lebenslange und heute unvermindert andauernde Leidenschaft für Bücher und alles, was mit diesen zusammen hängt", schreibt sie in ihrer Einleitung.

"Worte zum Buch" von Brigitte Schuster (Rede anlässlich der Buchvernissage)

Danke für die Einführung, guten Abend zusammen, danke für die Einladung und vor allem die Organisation dieses Abends. Ich freue mich sehr, dass das Büchlein zustande kam und dies den Anlass dazu gab, den heutigen Abend zusammen verbringen zu dürfen. Schön, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind. Im folgenden werde ich erzählen wie es zur Broschüre "Das Antiquariat Ribaux im Paracelusgässlein in St. Gallen" kam.

Seit ein paar Jahren interessiere ich mich für kulturelle Identität und Soziologie und habe daraufhin einige Projekte verwirklicht. Ich arbeite meist mit Photographie und Text. Zu derart gestalteten Projekten gehören z.B. das Objet d'ailleurs Web-Projekt, das ich 2011 verwirklicht habe. Hier erzählen Immigranten in Montreal über Gegenstände aus ihrem Herkunftsland, die ihnen wichtig sind. Beim Locations. Special Montreal Places Photo-Projekt, im Jahre 2005, habe ich Menschen an ihren Lieblingsorten photographisch festgehalten. Mit Louis Ribaux und seinem Antiquariat ist ein weiteres sozio-kulturelles Projekt entstanden – in Buchform.

Mit einem Aufenthalt von zwei Jahren, war ich nur vorübergehend in St.Gallen. Es freut mich, dass es mir dennoch gelungen ist Louis Ribaux in dieser kurzen Zeit aufzuspüren. Ich bin schon viel herumgekommen, habe in mehreren Ländern gelebt und viel gesehen. Aber, in Louis Ribaux und seinem Antiquariat habe ich gleich etwas Besonderes gesehen, etwas, das meine Aufmerksamkeit fesselte und mich inspirierte. Der Laden im Paracelsusgässlein in St. Gallen hebt sich von gewöhnlichen Buchläden in vielerlei Hinsicht ab. Es handelt sich wahrhaftig um einen Kraftort inmitten der Altstadt von St. Gallen.

Obwohl das Gebäude des Antiquariats eher unscheinbar grau ist, fiel mir der Ribaux-Laden zunächst von aussen auf. Was mich neugierig machte, war das Ladenfenster, das mit literarischen Zitaten, die mit dem Buch und dem Lesen in Verbindung stehen, gefüllt war. Angezogen hat mich vor allem die selbstgemacht wirkende Präsentation des Materials: Die Zitate waren typografisch nicht unbedingt gut gesetzt, auf Standardpapier gedruckt und mit einem Klebeband sichtbar an der Scheibe befestigt. Die inhaltliche Qualität der Zitate einerseits, und deren selbst gemachte Anmutung auf der anderen Seite, haben mich neugierig gemacht, den Laden von Innen zu sehen.

Ich kam noch einmal während der Öffnungszeiten vorbei. Als ich den Laden besuchte, ist mir Ribaux' Persönlichkeit mit der Liebe zum Buch und seiner Seriosität zum Buch gleich aufgefallen. Die Zitate, die aussen im Schaufenster hingen, kamen hier direkt aus Ribaux' Munde. Ich erinnere mich, dass er während meines Besuches das Zitat "C'est à prende ou à laisser", "Tu es oder lass es", erwähnte, als er übers Lesen sprach.

"Bücher stapeln sich überall und in Schichten; in den Regalen und vom Boden bis zur Decke"

Um Ribaux herum sah ich nichts als Bücher. "Bücher stapeln sich überall und in Schichten; in den Regalen und vom Boden bis zur Decke", so steht es in der Bildlegende zu einer der Innenaufnahmen des Antiquariats. Dies gibt die generelle Atmosphäre des Antiquariats sehr gut wieder.

Die Gelegenheit das Reportage-Projekt Ribaux anzugehen kam wie gerufen als ich mich dazu entschied an Jost Hochulis Buchgestaltungs-Workshop teilzunehmen. Der Workshop fand Mitte April 2013 in Wien an der ‹Graphischen› statt und war durch die Typographische Gesellschaft Austria veranstaltet. Ich begann Material für das Büchlein zu sammeln.

Mehrere Male besuchte ich Louis Ribaux in seinem Laden. Ich stellte ihm viele Fragen, die ich später in einen Text verarbeitete. Auch photographierte ich Louis Ribaux während seiner Arbeit im Laden: Beim Bücher umschichten, aufräumen, beim Tippen am Computer, beim Kunden bedienen. Louis Ribaux gab mir auch ein paar aktuelle Texte, die er selbst geschrieben hatte, mit. Schon hatte ich genug Material, von dem ich für die Broschüre eine Auswahl treffen konnte!

In Wien arbeitete ich eine Woche lang intensiv mit Jost Hochuli an der Gestaltung des Buches. Das Resultat war das Büchlein in einer Auflage von drei Stück, farbig ausgedruckt und handgebunden. Zurück in St. Gallen, folgte Anfang Mai 2013, eine Einladung von Jost Hochuli zum Nachtessen. Josts Frau Ursula hatte Lasagne mit Erdbeertorte aufgetischt. Doris Überschlag und Rosemarie Früh – beide von der VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen –, Louis Ribaux und ich waren zu Gast und es wurde über vieles diskutiert, und unter anderem auch über das Büchlein.

Louis Ribaux erhielt bei der Gelegenheit selbstverständlich sein Exemplar. Umso mehr freute mich seine Email Anfang Juni 2013, in der er mir mitteilte, dass er das Buch, in Anbetracht des sehr knapp bemessenen Raumes, für eine gute Darstellung seines Antiquariats hielt. Ein positives Feedback vom Porträtierten selbst zu erhalten, war natürlich äusserst erfreulich und ermutigend einen Schritt weiter zu gehen. Es motivierte mich dazu aus dem Entwurf ein richtiges Buch zu machen.

Daraufhin reichte ich das Projekt bei der VGS ein und in der Mitgliederversammlung wurde entschieden, dass das Buch veröffentlicht werden soll. Nun, nach fast zwei Jahren, seit Projektbeginn, ist es soweit: Das Buch ist fertig! Im letzten Monat wurde noch an der Detailtypographie gearbeitet und es mussten noch wichtige Entscheidungen zum Material des Buches, wie dem Papier, getroffen werden.

Es war eigentlich eine Fortsetzung des Workshops mit viel gestalterischem Input von Jost Hochuli, dem ich an dieser Stelle nochmals herzlich für die Begleitung während der Gestaltung danken möchte. Mein Dank gilt auch dem Team der VGS, insbesondere Roland Stieger, der bei der Gestaltung noch gute Tipps gab, sowie Rupert Kalkofen fürs Lektorat und Doris Überschlag für die Organisation.

Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Gestaltung des Buches liegen mir sehr am Herzen. Beide sind in einem intensiven persönlichem Austausch entstanden. Während der Arbeit erfuhr ich auch, dass Louis Ribaux und Jost Hochuli seit vielen Jahren eng befreundet sind. Jost Hochuli geht es vorrangig um die Gestaltung, Louis Ribaux sind insbesondere die Inhalte wichtig. Dieses Buch ist das Zusammenspiel dieser beiden Protagonisten und ich stehe in der Mitte als Beobachterin und Ausführende.

Es gibt bereits ein sehr schönes Buch über und von Louis Ribaux, gestaltet von Jost Hochuli: "Zu Papier gebracht: von Autorinnen und Autoren, Verlegerinnen und Verlegern, Buchhändlerinnen und Buchhändlern; Erinnerungen", erschienen 2005 bei der VGS. Es ist ein Buch, das Ribaux' Werk detailgetreu würdigt.

"Das Antiquariat Ribaux im Paracelusgässlein in St. Gallen” hingegen, geht besonders auf den Lebensabschnitt Louis Ribaux' ein, in welchem er sein Antiquariat führt. Seit elf Jahren, also seit 2003, gibt es das Antiquariat in der heutigen Form im Paracelsusgässlein, St. Gallen. Ribaux fühlt sich verpflichtet weiterzumachen. Es geht ihm um die Verbreitung und Aufrechterhaltung der Buchkultur.

Ein paar Worte zum Inhalt des Buches: Ich schrieb die Einleitung für das Buch, es gibt im Buch ein Porträt des Antiquariats Ribaux und einen Text, der aus Gesprächen mit Louis Ribaux entstand. Von Louis Ribaux selbst gibt es zwei Aufsätze, die vorher schon einmal in Zeitschriften veröffentlicht waren und durch die Veröffentlichung im Buch nochmals wertgeschätzt und vor allem zugänglich gemacht werden.

Im Aufsatz "Baum und Buch" erklärt er, wie er schon im jungen Alter eine Liebe zum Buch entwickelt hat. In seinem Schreiben kommt er vom Baum zum Buch, und dann gelangt er von den Büchern zu Bibliotheken. Er schliesst den Aufsatz mit einem Credo ab: "Bäume und Bücher, Wälder und Bibliotheken bleiben wirksame Symbole des Lebens".

Im zweiten Aufsatz mit dem Titel "Lesen als Ereignis oder Der Geschmack des Lebens" berichtet Louis Ribaux vom Dialog zwischen Leser und Buch, er macht einen kurzen Abriss über die Geschichte des Lesens, er geht auf das Stille Lesen ein, und die Motivation zu Lesen durch lustbringende Texte. Er spricht über die Rechte des Lesers und vor allem darüber, warum es sich lohnt, sich mit der Literatur einzulassen.

Louis Ribaux' Texte legen seine Gedanken zum Thema Lesen und Buch offen und eigentlich auch seine Lebensphilosophie. Im Grunde spiegeln diese Texte seine Leidenschaft für das Buch wieder und geben Aufschluss darüber, warum er stets noch mit seinem Antiquariat weitermacht.

Photographien, die im Buch verteilt sind, dienen einerseits dazu den Text zu illustrieren, auf der anderen Seite vermitteln sie für sich genommen die unverwechselbare Atmosphäre des Antiquariats.

Es war eine sehr schöne Erfahrung, an diesem Projekt arbeiten zu können. Ich hoffe, es ist mir gelungen, Louis Ribaux, sein Antiquariat und seine lebenslange Leidenschaft für Bücher und deren Inhalte ansprechend zu illustrieren und wiederzugeben.

Ich wünschte, es sei mir gelungen, mit diesem Buch einen interessanten und lohnenswerten kulturellen Beitrag zu leisten. Vielleicht kann uns Louis Ribaux mit seiner Leidenschaft fürs Buch anstecken – wenn wir nicht schon Bücherwürmer sind.

Vielen Dank.

Further References / Weiterführende Links

Sadly, Louis Ribaux passed away at the age of 84 on February 23, 2015. See: Surber, Peter, Weitergeben – Louis Ribaux’ Vermächtnis, Saiten Magazin St.Gallen, 26. Februar 2015.

Author
Brigitte Schuster
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